Mittwoch, 26. Februar 2020
Wieder im Krankenhaus und Corona
Mein Geburtstag am 20. Januar war gerade vorbei, da spürte ich in meinem Mund linksseitig ein Stechen und Ziehen. Sofort dachte ich an eine Mundschleimhautentzündung, war aber doch erstaunt, dass sich die diversen Aphten im Mund nur auf der linken Seite gebildet hatten. Einen Tag später stellte ich fest, dass die Akne-Pickel, die erstmals seit vielen Jahren wieder im Gesicht sprossen, erstens nur auf der linken Seite wuchsen, zweitens auch nicht weggehen wollten. Als auch noch die ganze linke Wange stechend schmerzte, ging ich zu meiner Hausärztin.
Diagnose: Gürtelrose, im Gesicht, halbseitig, bitte bald ins Krankenhaus gehen. Hier könnten auch Augen und vielleicht sogar das Gehirn betroffen werden. Gefahr.
Auf dringende Bitte meiner Frau fuhr ich noch am selben Tag ins Krankenhaus, das war der 23. Januar, abends. Im UKE machte man mit mir keine langen Geschichten, sondern brachte mich sofort in die dermatologische Abteilung. Infusionen und Tabletten. Entlassungsperspektive: 10-12 Tage, weil ich als Myelom-Patient zu den besonders risikoreichen Probanden gehöre. Die Dermatologen wunderten sich über meine Blutwerte ("die Leukozyten sind viel zu niedrig") und glichen die Daten mit den Onkologen ab ("kein Wunder, ist aber ok").
Nach einer Woche war die Gürtelrose praktisch weg, nur ein paar Krusten waren geblieben. Nun aber kam es zur Infektion der Infusionsstelle.
Vom 30. Januar an bis zum 2. Februar hatte ich einen Fieberschub nach dem nächsten, bis zu 39,3 Grad, und zusätzlich schwoll mein linker Arm an. Nach ein paar Tagen hatten die Ärzte aus der Infektologie die Diagnose: Ein Keim war von meiner Haut in die Blutbahn geraten und hatte dort eine erhebliche und durchaus kritische Infektion hervorgerufen. Sein Name: Staphylococcus aureus. Nun erhielt ich vier Antiobiotkum-Infusionen täglich: Morgens um 6, mittags um 12, abends um 18 und nachts um 24 Uhr. Leider griff das Antibiotikum nicht nur den Erreger an, sondern auch die Wände meiner Venen, sodass erstens alle drei Tage ein neuer Zugang gesucht werden musste, zweitens es mir während der Infektionen oft vorkam, als wenn jemand eine brennende Zigarette stundenlang in meinem Arm ausdrückt, drittens mein rechter Arm schließlich auch an drei früheren Zugängen gewatig anschwoll.
Das ging zwei Wochen lang so, von Anfang bis Mitte Februar. Am 18. Februar, nach dreieinhalb Wochen, wurde ich dann entlassen. Es waren mit die härtesten Wochen meines Lebens.
Auf weitere Details will ich hier lieber nicht eingehen.
Warum bin ich krank geworden? Meine Krebsmedikamente verursachen bei mir eine deutliche Schwächung des Immunsystems. Da braucht es oft nicht viel und ich bin sozusagen "dran". Deshalb fing ich mir den Auslöser für die Gürtelrose ein, deshalb habe ich auch die Infektion im Krankenhaus bekommen. Wenn es noch eines Hinweises bedurft hätte, nun habe ich ihn endlich deutlich vor Augen: Ich muss besser auf meine alltägliche Gesundheit aufpassen.
Überall dort, wo ich Erregern in Massen ausgesetzt bin, muss ich besonders vorsichtig sein: Auf Massenveranstaltungen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Supermarkt usw... Das wird mit Sicherheit auch zu einer Veränderung in den Lebensgewohnheiten führen. So denke ich zum Beispiel sehr ernsthaft darüber nach, anstelle der geliebten Fahrt mit der U-Bahn zu meinem Arbeitsplatz wieder das Auto zu nehmen.
Und nun Corona.... Früher habe ich so etwas ziemlich locker gesehen. Das läuft irgendwie an mir vorbei. Nun aber bin ich gewarnt: Die Risikogruppen für eine gefährliche Infektion sind Alte und Immungeschwächte, also im letzten Fall Menschen wie ich. Das mich das nun beunruhigt, liegt auf der Hand. Andere Infektionskrankheiten kann ich u.U. ja mit Antibiotika in Schach halten, gegen andere (Grippe, Lungenentzündung) bin ich gut geimpft. Aber hier stehe ich erstmals in meinem Leben vor einer potenziell für mich sehr gefährlichen Krankheit.
Sind wir in Gottes Hand? Bin ich in Gottes Hand? Ja, gewiss. Es stellt sich nur die Frage, ob Gott sich darunter etwas anderes vorstellt als ich.
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