Freitag, 15. April 2022

 

Und nun hat es mich auch erwischt.


Und nun hat es mich auch erwischt: Ich wurde positiv auf das Corona-Virus getestet. Leider hatte ich auch schon einige Symptome. Am Montagnachmittag(11.4.2022) hustete und nieste ich etwas, hatte auch Halsschmerzen, dann kam noch eine bleierne Müdigkeit. Dabei war das mein erster Arbeitstag "vor Ort". Nach Feierabend schleppte ich mich nach Hause - mit dem Auto. Zu Hause wollte ich dann nur noch schlafen, schlafen, schlafen. Vor Müdigkeit konnte ich mich kaum auf den Beinen halten.

Am nächsten Tag, also Dienstag, ging ich dann zu meiner Hausärztin. Die nahm mir einen Abstrich ab und gab mir einen Zettel für die App mit. Ab Abend könne ich da nachschauen, sonst werde sie mich am nächsten Tag anrufen. Wie fühlte ich mich an diesem Tag? Eigentlich passabel, nur eben - müde. Und Halsweh. Und ab und zu Husten und Niesen. Am Abend dann schaute ich in die Corona-Warnapp, ob mein Testergebnis da ist. Ab sooft ich schaute, sooft verkündete mir die App unschuldig: "Ihr Testergebnis liegt noch nicht vor". 

Mittwochmorgen rief mich meine Hausärztin an: "Der Test ist positiv." Mein Gedanke: "Sch..." Der Ci-Wert ließe auf ein mäßiges Ansteckungsrisiko schließen. Die App schwieg sich immer noch über das Ergebnis aus: "Nix Genaues weiß man nicht." Also Anruf bei der Onkologin meines Vertrauens. Da gab es ein Medikament namens Sotrovimab, das mir bei Covid 19 helfen soll. "Sie sind einer der Patienten, die sich nicht infizieren sollten. Ihre Transplantation ist noch nicht lange her" sagte mir Frau Doktor. Tja, ich wollte ja auch nicht unbedingt diese Krankheit mitnehmen. Aber immerhin, am Nachmittag sollte ich vorbeischauen. 

Mittwochnachmittag empfing mich meine Onkologin im klinisch reinen Anzug, mit Visier und Atemschutz, zur Infusion. Danach sollte es mir besser gehen. Klinische Studien dazu gäbe es noch nicht, bislang aber "gute Erfahrungen". Mit etwas Chance wäre ich dann schon nächste Woche mit der Infektion durch. OK, dann rein mit dem Zeug. - Was soll´s.

Am Donnerstag war mein absoluter Nulltag. Aus fiebriger Nacht aufgewacht mit hämmernden Kopfschmerzen, nur halt noch müde. Dazu Husten und Schnupfen. Und das soll Covid 19 sein? Ja, verdammt noch mal. Dann ging es langsam wieder aufwärts, wohl eine Folge des Medikaments vom Mittwoch. 

Wie sieht es jetzt aus? Tatsächlich habe ich immer noch mäßigen Husten, der aber in den Bronchien schmerzt. Ich niese ab und zu. Und mein Geschmackssinn ist beeinträchtigt, was ich auf das Anschwellen der Schleimhäute zurückführe. Ansonsten bin ich schlapp, schone mich, halte mich weitestgehend von meiner Familie fern. Gut, dass die Kopf- und Halsschmerzen weg sind. 

Dann bin ich noch glücklich, dass mir (bislang?) ein schwerer Verlauf erspart geblieben ist. Ich tue alles dafür, dass das so bleibt. Dabei hatte ich mich sehr auf dieses Ostern gefreut: Freunde endlich wiedertreffen, endlich auch wieder Osterfeuer an der Elbe - alles verweht. Statt dessen: Isolation zu Hause. Und weil ich nicht richtig schmecken kann, fällt auch das Kochen aus.

Mit etwas Glück kann ich nächste Woche bereits mit dem akuten Infekt durch sein. Der PCR-Test wird es zeigen.

Abermals wurde mir bewusst, wie fragil meine Lage ist. Das ist eigentlich das Schlimmste. Gerade dann, wenn ich denke "Oh, jetzt wird es endlich normal" passiert etwas Dummes. Seit dem Rezidiv vor einem Jahr ist meine Naivität weg und auch das Gefühl, dass ich das Myelom sozusagen unter meinen Füßen hätte. Daher besteht meine geistige Herausforderung darin, mit der fragilen oder vulnerablen Lage meines Lebens konstruktiv umzugehen. Ein paar Jährchen würde ich gerne noch diesseits des Jordans verbringen.

Das ist nur leichter gesagt und erkannt als getan.

Vor einem Jahr wäre ich darüber verzweifelt. Nicht noch eine Sache. Denn immerhin habe ich das äußerst strapaziöse Krebsjahr 2021 hinter mir gelassen, vor allem die traumatischen Erlebnisse während meiner Hochdosistherapie im UKE. Irgendwie reicht es doch. Ein Schnupfen hätte mir auch gereicht. Und nun das. Zum Glück bin ich nicht verzweifelt, sondern habe ich immer noch einen klaren Kopf - trotz aller Unsicherheit und Angst. 

Ja, und da muss ich dem Dank sagen, dem der Dank gehört: Dem Glauben. Das hatte ich kaum für möglich gehalten, dass mein neuer Glaube trägt. Wenigstens so einigermaßen. 

Ausbaufähig. Und ins Leben tragend, auch wenn das Leben schwierig ist.