Montag, 2. Oktober 2023

 

Verwandelt durch die Eucharistie - ein spiritueller Blogpost

Vor ein paar Jahren saß ich in einer evangelischen Freikirche im Gottesdienst. Es war sehr nett, sehr ansprechend, sehr niederschwellig und dennoch niveauvoll. Die Band spielte eingängige, gut singbare Lieder, alles war aufgeräumt, es gab schöne Zeugnisse, ein paar interessante künstlerische Darbietungen und zum Schluss eine lebensnahe Predigt von etwa 30 Minuten Länge. Alles gut. Aber während dieses Gottesdienstes kam in mir die Frage auf "Wozu das alles?", worauf die Feststellung folgte "Irgendwas fehlt mir hier."

Wozu das alles? Was fehlt?

Ich gestehe, ich bin altmodisch. Ein wenig mehr übernatürliche Berührung wünsche ich mir schon, wenn ich in die Kirche gehe. So sehr eine christliche Gemeinde hilfreich ist, so sehr wünsche ich mir doch auch eine Begegnung mit Gott in einem... ja, wie drücke ich es aus? ... würdigen Rahmen.

Meine durch die Krankheit hervorgerufene tiefe Glaubenskrise hat schlussendlich in eine große Suche geführt. Was habe ich da gesucht? Ich habe meditiert und machte erste Schritte auf dem Achtfachen Pfad, beschäftigte mich dabei mit den Lehren des Erwachten. Aber das war wie das Schälen einer Zwiebel, Haut um Haut. Es blieb am Ende - nichts. Die Meister sagten dann: Das ist es. 

Nein.

Aber de Atheismus, die radikale Absage an Gott - geboren aus meinem Leiden und meiner Krankheit war naheliegend. Eine Anklage: "Wenn Du meine Krankheit gewähren lässt, dann bist Du, Gott, für mich tot." Tausend gute Argumente. Tausend gute Erklärungen. Und am Ende - das Nichts. Eine Anschauung für den Kopf, nicht für das Empfinden.

Nein.

Aber was suchte ich wirklich? Vor zwei Jahren dann wieder Gott. Ein "DU". Ansprechbar, aber unverfügbar. Einer, der mit mir geht und der auch im finsteren Tal des Todes mir einen Steck und Stab bietet, mich zu trösten. Kein Gott, der mich vor dem Ungemach des Lebens bewahrt, aber einer, der mit mir ist. "DU".

Aber wie komme ich zu dem "DU"? Wie kann ich "DICH" berühren? Wie kann ich "DICH" erfahren? Ist da mehr als eine Predigt? Mehr als ein paar schmissige Songs? Mehr als nett beisammen sein?

Im April dieses Jahres war ich dann in Kloster Nütschau zu Gast auf einem Wochenendseminar. Nettes Beisammensein, gute Vorträge, viel ruhige Lieder. Eine kontemplative Beschäftigung mit der Krankheit aus christlich-spiritueller Perspektive. 

Doch das eigentlich Verwandelnde war die Gottesdienstfeier in der Klosterkapelle. Die Benediktiner von Nütschau pflegen ein offenes Haus und eine offene Gemeinschaft im Gottesdienst. Als der zelebrierende Priester die Wandlungsworte über Brot und Kelch sprach, wusste ich: DAS habe ich die letzten Jahre gesucht. Jesus Christus ist in den Elementen leibhaftig gegenwärtig, Himmel und Erde, Gott und Mensch berühren einander. "DU" und ich in Gemeinschaft.

Ich ging aus dieser Feier heraus und war verwandelt. Das Suchen, das vor vier Jahren in einer evangelischen Freikirche aufs Neue begonnen hatte, hatte ein Ende gefunden.

War es das? Nicht ganz.

In den Folgemonaten war ich auch damit beschäftigt, dieses hier skizzierte Erleben zu begreifen und zu verarbeiten. Bis ich dann auf - wir sind in Hamburg - einen Kurs gestoßen bin. Dieser Kurs begleitet mich nun auf meinem Pilgerweg, als den ich dies nun sehe, nach .... Rom.




Ich denke, ich komme an den Ort, den ich gesucht habe: An die Eucharistie, in der der gekreuzigte, auferstandene, lebendige Jesus Christus Gemeinschaft mit mir haben möchte. Und daher bin ich dabei: Im Basiskurs "Einfach Katholisch".







Dienstag, 14. Februar 2023

 

Die Berlin-Blockade - und wie sie zum Grundstein des Friedens in Europa wurde


Im Sommer 1948 war es soweit: Die sowjetrussische Besatzungsmacht kappte alle Verbindungslinien (Bahn, Straßen, Binnenschifffahrt) von Westdeutschland nach Westberlin. Zusätzlich wurde die Energieversorgung der 2 Millionen-Stadt unterbrochen. Dies erfolgte als Reaktion auf die Einführung der D-Mark in Westberlin. Von einem auf den anderen Tag stand Westberlin isoliert da. Das Ziel Sowjetrusslands war klar: Die Westalliierten sollten sich aus Berlin zurückziehen. Die Geschichte ist bekannt: Die Westmächte (USA, Großbritannien, Frankreich) initiierten eine gigantische Luftbrücke, um Westberlin aus der Luft zu versorgen. 

Beeindruckend war damals wie heute, wie die Westberliner zusammenrückten, um ihre Freiheit zu bewahren. Vor der Reichstagsruine kamen Hunderttausende Berliner zusammen, um deutlich zu machen, dass sie dieser Erpressung nicht nachgeben wollten. Auch in den Folgemonaten standen die Westberliner zusammen, trotz aller Entbehrungen, kalten Wohnungen - und der bei der Luftbrücke durch Unfälle ums Leben gekommenen Menschen.

Doch in Westdeutschland war man bald unzufrieden. Fragen kamen auf, Querdenker - oft ehemalige NSDAP-Mitglieder - machten sich breit. In Frankfurt, München, Köln und Hamburg gingen erst wenige, dann einige mehr auf die Straße. Auch in den neu zugelassenen Zeitungen kamen sie Wort.

"Hatten die Westalliierten nicht durch die Einführung der D-Mark in Westberlin diese Reaktion heraufbeschworen?"

"Hatten die Westalliierten nicht vor drei Jahren Stalin versprochen, Westberlin bald aufzugeben?"

"Denkt denn keiner an die Opfer?"

"Ist das, was die westliche Lügenpresse Blockade nennt, nicht eher eine Notwehrhandlung der Sowjetrussen?"

"Nach allem, was sich die USA geleistet haben, haben sie Stalin nicht auch zu dieser Maßnahme gezwungen?"

In ganz Westdeutschland waren sowjetrussische Agenten unterwegs, die zusätzlich die Zeitungen mit Falschinformationen versorgten: "Amerikanische Piloten werfen Kartoffelkäferlarven auf die Felder ab, wenn sie Westberlinn ansteuern."

Bald war man sich in Westdeutschland nicht mehr so sichert, was die Lage in Westberlin angeht. Die Unzufriedenen sammelten sich in der "Deutschen Rechtspartei", die unter der Führung einiger Ex-Nazis auch in westdeutsche Landtage einziehen konnte. 

Als Anfang 1949 die Nato gegründet wurde, um der sowjetischen Expansion etwas entgegenzusetzen, waren die westdeutschen Zweifler auf dem Plan: "Damit rüstet sich die USA und ihre Verbündeten zu einem neuen Krieg." Westdeutsche und westberliner Politiker wurden als "Kriegstreiber" bezeichnet, derweil die Sowjetrussen den Ring um Berlin enger schnallten.

In Westdeutschland kam es dann schließlich dazu, dass ein "Manifest für Frieden in Berlin" kursierte, unterstützt von KPD und Rechtspartei, mit dem die Verantwortlichen in Westdeutschland unter Druck gesetzt wurden. Dieses wurde massenweise unterzeichnet und den Westalliierten und den westdeutschen Politikern unter die Nase gehalten.

Am Ende gaben die Westalliierten dem Druck der westdeutschen Querdenkerbewegung aus Exnazis und Kommunisten nach und zogen am 30. April 1949 aus Westberlin zurück. 

Am 1. Mai zogen sowjetrussische Truppen in Westberlin ein, eine gewaltige Panzerparade wurde auf dem Kurfürstendamm durch Marschall Schukow abgenommen. Eine Woche später erklärten in einer Volksabstimmung 99% aller Westberliner den Beitritt zur sowjetischen Besatzungszone, die bald zur DDR wurde.

"Peace in our time" verkündete der amerikanische Präsident.


PS: Gut, ich bin wohl etwas abgeschweift. Irgendwie ging die Geschichte anders aus. Merke: Gegen (sowjet-)russische Expansion hilft nur Entschlossenheit.