Aus dem Krankenhaus
Die letzten Tage waren turbulent. Am Donnerstag, den 11.
Mai, bin ich ins Krankenhaus gekommen. Warum? Weil meine Stammzellen „mobilisiert“
werden sollen. Dies dient der späteren Stammzellentnahme und der noch späteren
Stammzelltransplantation. Ich erhalte also meine Stammzellen wieder. Um diesen
Vorgang einzuleiten, musste ich mich einer Chemotherapie unterziehen, die die
Stammzellen mobilisiert. Damit war ein Krankenhausaufenthalt bis einschließlich
Montag, 15. Mai erforderlich. Seither erhole ich mich allmählich von dieser
Zeit.
Die ersten fünf Tage Krankenhaus also. Ich werde darauf
später noch eingehen – hier nur so viel: Es war eine intensive, aber auch harte
Zeit, die ich dort verbracht habe. Und ich bin mir mehr als bewusst, dass die
richtig schwierige Zeit erst noch kommt: Ab Mitte Juni werde ich wieder dort
sein, dann allerdings nicht nur für fünf Tage, sondern für insgesamt drei
Wochen. Oha.
Dennoch hier einiger in Kürze:
Donnerstag, 11.Mai
Komme um 10 Uhr an. Die ersten kleineren Untersuchungen und
Interviews mit den Ärztinnen. Dazwischen viel Wartezeit. Sehr viel Wartezeit.
Um 13 Uhr habe ich dann mein Zimmer. Ein freundlicher junger Mann aus
Afghanistan als Zimmergenosse. Mir soll ein Venenkatheder gelegt werden für die
Infusionen, dazu ist eine kleine OP erforderlich. Darauf soll ich warten. Essen
ist verboten. Warten. 16 Uhr noch nichts passiert. 16.30 Uhr: Ich frage mal
nach, wann die OP losgeht. „Das wissen wir nicht“ ist die Antwort. Ich habe
Hunger und bin genervt. 16.45 Uhr: Jetzt geht es Schlag auf Schlag: „Sie kommen
zur OP“. Im Krankenbett werde ich durchs UKE gefahren. OP in der Anästhesie.
Lokale Betäubung. Dazu aber Sauerstoffmaske und Atmosphäre wie bei einer
Groß-OP. Wo bin ich überhaupt? „Dies ist der Aufwachraum“. Betäubungsspritze in
die rechte Oberkörperhälfte. Dann wird der Venenkatheder gelegt. Die OP-Ärztin
ruckelt den Katheder hin und her. Ich habe Engegefühl, Erstickungsanfälle, Druckschmerzen.
Das dauert Ewigkeiten. Wieder Ruckeln des Katheders. Dann ist sie fertig.
Ärztin und Assistenten säubern den Platz und entfernen sich. Ich kann mich
nicht bewegen. Liege in einer dunklen Ecke des Saales. Eine Stunde später: „Was
wird aus mir?“ Es wird später geröntgt: „Der Katheder muss noch einmal bewegt
werden“. Das passiert auch. Nach dreieinhalb Stunden werde ich wieder
rausgefahren. Im Zimmer kurzes Abendessen, um 22 Uhr ist der Tag vorbei.
Freitag, 12 Mai
Unruhige Nacht. Arztvisite. Ich gehe dann zur
Stammzellentnahme-Einführung. Dort erhalte ich eine Einweisung und Unterrichtung,
was am Tag vor Himmelfahrt passieren soll. Danach Chemotherapie. Aus sechs
Flaschen tropft es in meinen Körper durch den Venenkatheder. Der Blutdruck
fällt. Dann Warten. Herrliches Wetter draußen, ich muss drinnen bleiben. Am
Nachmittag kommt Besuch. Abends hat mein Zimmergenosse Besuch.
Sonnabend, 13. Mai
Ruhigere Nacht. Ich fange an, mich im UKE zu orientieren.
Der Tagesablauf wird deutlicher. Frühstück. Arztvisite. Chemotherapie. Warten.
Mittag. Warten. Dann mache ich einen kurzen Spaziergang über das UKE-Gelände. Besuch.
Warten. Abend.
Sonntag, 14. Mai
Verstopfung. Übelkeit. Der Blutdruck fällt und fällt nach
unten. Das kenne ich gar nicht, bisher hatte ich immer zu hohen Blutdruck.
Chemo. Warten. Essen. Spaziergang. Warten. Abendessen. Mein Zimmergenosse hat
wieder Besuch. Mir ist übel. Mir ist übel. Ich habe keinen Hunger mehr.
Montag, 15. Mai
Die Übelkeit hat sich zurückgezogen, die Verstopfung bleibt.
Ich erhalte die letzte Infusion. Warten. Essen. Abschlussuntersuchung. Ich darf
gehen.
Soweit die Tage im Krankenhaus im Telegrammstil. Das eine
oder andere greife ich noch hier auf.
Im Raum der Stille
Raum der Stille |
Am Sonnabendnachmittag bin ich in den Raum der Stille im UKE
gegangen. Dort fand ich tatsächlich Ruhe und Zurückgezogenheit, um meine
Situation vor Gott auszubreiten. Zu meiner Überraschung ist der Ort sogar
dezidiert christlich gestaltet. Und ich war komplett allein dort.
Was bete ich dort? Was soll ich beten?
Ich kann hier nicht alles beschreiben, was sich dort
abgespielt hat. Nur so viel: Ich stand mit meinem Leben direkt vor meinem Gott.
Und Er sprach durch Sein Wort zu mir, das ich morgens gelesen hatte und das Er
mir nun noch einmal ins Herz legte: „Zur
selben Zeit werden die Berge von Most triefen und die Hügel von Milch fließen,
und alle Bäche in Juda werden voll Wasser sein. Und es wird eine Quelle
ausgehen vom Hause des HERRN, die wird das Tal Schittim bewässern“ (Joel
4:18).
Mir wurde klar, dass ich dieses Wort nehmen durfte als Zusage
Gottes, dass Er mich nicht vergessen hat und dass meine Krankheit eben nicht
das letzte Wort über mein Leben spricht. Im Gegenteil: Gott steht zu Seinem
Wort und das gilt auch für mich. Ich darf mich darauf stellen, dass Jesus meine
Zuflucht ist, dass Jesus meinen Schmerz und mein Leiden kennt, und dass Seine
Zusage der Gnade und Liebe bestehen bleibt – selbst wenn die Zeit auch schwer
ist. Am Ende steht die Herrlichkeit der Gnade und Liebe Gottes, dann werden die
Berge meines Lebens voll Milche fließen und mein Leben voll lebendigen Wassers
sein – weil die Quelle meines Lebens direkt vom Herrn selbst ist.
In dieser Gewissheit darf ich die kommenden Zeiten
ansteuern. Am Ende setzt sich die Herrschaft Gottes in meinem Leben durch.
Dazu auch mehr an anderem Ort. Bis dahin herzliche Grüße,
Alsterstewart
Lieber Stew,
AntwortenLöschenaus eigener Erfahrung und durch meine Tätigkeit im Krankenhaus weiß ich, dass ein gutes Netzwerk durch Angehörige, Freunde und Fachleute wichtig ist.
Du bist nicht allein. Hole Dir immer Menschen an Deine Seite. So, wie Du es gut vertragen kannst. Das macht den körperlichen und seelischen Schmerz erträglicher.
Alles Gute 🍀 und herzliche Grüße,
Cl & Jo