Freitag, 19. Mai 2017


Aus dem Krankenhaus

Die letzten Tage waren turbulent. Am Donnerstag, den 11. Mai, bin ich ins Krankenhaus gekommen. Warum? Weil meine Stammzellen „mobilisiert“ werden sollen. Dies dient der späteren Stammzellentnahme und der noch späteren Stammzelltransplantation. Ich erhalte also meine Stammzellen wieder. Um diesen Vorgang einzuleiten, musste ich mich einer Chemotherapie unterziehen, die die Stammzellen mobilisiert. Damit war ein Krankenhausaufenthalt bis einschließlich Montag, 15. Mai erforderlich. Seither erhole ich mich allmählich von dieser Zeit.

Die ersten fünf Tage Krankenhaus also. Ich werde darauf später noch eingehen – hier nur so viel: Es war eine intensive, aber auch harte Zeit, die ich dort verbracht habe. Und ich bin mir mehr als bewusst, dass die richtig schwierige Zeit erst noch kommt: Ab Mitte Juni werde ich wieder dort sein, dann allerdings nicht nur für fünf Tage, sondern für insgesamt drei Wochen. Oha.

Dennoch hier einiger in Kürze:

Donnerstag, 11.Mai

Komme um 10 Uhr an. Die ersten kleineren Untersuchungen und Interviews mit den Ärztinnen. Dazwischen viel Wartezeit. Sehr viel Wartezeit. Um 13 Uhr habe ich dann mein Zimmer. Ein freundlicher junger Mann aus Afghanistan als Zimmergenosse. Mir soll ein Venenkatheder gelegt werden für die Infusionen, dazu ist eine kleine OP erforderlich. Darauf soll ich warten. Essen ist verboten. Warten. 16 Uhr noch nichts passiert. 16.30 Uhr: Ich frage mal nach, wann die OP losgeht. „Das wissen wir nicht“ ist die Antwort. Ich habe Hunger und bin genervt. 16.45 Uhr: Jetzt geht es Schlag auf Schlag: „Sie kommen zur OP“. Im Krankenbett werde ich durchs UKE gefahren. OP in der Anästhesie. Lokale Betäubung. Dazu aber Sauerstoffmaske und Atmosphäre wie bei einer Groß-OP. Wo bin ich überhaupt? „Dies ist der Aufwachraum“. Betäubungsspritze in die rechte Oberkörperhälfte. Dann wird der Venenkatheder gelegt. Die OP-Ärztin ruckelt den Katheder hin und her. Ich habe Engegefühl, Erstickungsanfälle, Druckschmerzen. Das dauert Ewigkeiten. Wieder Ruckeln des Katheders. Dann ist sie fertig. Ärztin und Assistenten säubern den Platz und entfernen sich. Ich kann mich nicht bewegen. Liege in einer dunklen Ecke des Saales. Eine Stunde später: „Was wird aus mir?“ Es wird später geröntgt: „Der Katheder muss noch einmal bewegt werden“. Das passiert auch. Nach dreieinhalb Stunden werde ich wieder rausgefahren. Im Zimmer kurzes Abendessen, um 22 Uhr ist der Tag vorbei.

Freitag, 12 Mai

Unruhige Nacht. Arztvisite. Ich gehe dann zur Stammzellentnahme-Einführung. Dort erhalte ich eine Einweisung und Unterrichtung, was am Tag vor Himmelfahrt passieren soll. Danach Chemotherapie. Aus sechs Flaschen tropft es in meinen Körper durch den Venenkatheder. Der Blutdruck fällt. Dann Warten. Herrliches Wetter draußen, ich muss drinnen bleiben. Am Nachmittag kommt Besuch. Abends hat mein Zimmergenosse Besuch.

Sonnabend, 13. Mai

Ruhigere Nacht. Ich fange an, mich im UKE zu orientieren. Der Tagesablauf wird deutlicher. Frühstück. Arztvisite. Chemotherapie. Warten. Mittag. Warten. Dann mache ich einen kurzen Spaziergang über das UKE-Gelände. Besuch. Warten. Abend.

Sonntag, 14. Mai

Verstopfung. Übelkeit. Der Blutdruck fällt und fällt nach unten. Das kenne ich gar nicht, bisher hatte ich immer zu hohen Blutdruck. Chemo. Warten. Essen. Spaziergang. Warten. Abendessen. Mein Zimmergenosse hat wieder Besuch. Mir ist übel. Mir ist übel. Ich habe keinen Hunger mehr.

Montag, 15. Mai

Die Übelkeit hat sich zurückgezogen, die Verstopfung bleibt. Ich erhalte die letzte Infusion. Warten. Essen. Abschlussuntersuchung. Ich darf gehen.

Soweit die Tage im Krankenhaus im Telegrammstil. Das eine oder andere greife ich noch hier auf.



Im Raum der Stille
Raum der Stille


Am Sonnabendnachmittag bin ich in den Raum der Stille im UKE gegangen. Dort fand ich tatsächlich Ruhe und Zurückgezogenheit, um meine Situation vor Gott auszubreiten. Zu meiner Überraschung ist der Ort sogar dezidiert christlich gestaltet. Und ich war komplett allein dort.

Was bete ich dort? Was soll ich beten?

Ich kann hier nicht alles beschreiben, was sich dort abgespielt hat. Nur so viel: Ich stand mit meinem Leben direkt vor meinem Gott. Und Er sprach durch Sein Wort zu mir, das ich morgens gelesen hatte und das Er mir nun noch einmal ins Herz legte: „Zur selben Zeit werden die Berge von Most triefen und die Hügel von Milch fließen, und alle Bäche in Juda werden voll Wasser sein. Und es wird eine Quelle ausgehen vom Hause des HERRN, die wird das Tal Schittim bewässern“ (Joel 4:18).

Mir wurde klar, dass ich dieses Wort nehmen durfte als Zusage Gottes, dass Er mich nicht vergessen hat und dass meine Krankheit eben nicht das letzte Wort über mein Leben spricht. Im Gegenteil: Gott steht zu Seinem Wort und das gilt auch für mich. Ich darf mich darauf stellen, dass Jesus meine Zuflucht ist, dass Jesus meinen Schmerz und mein Leiden kennt, und dass Seine Zusage der Gnade und Liebe bestehen bleibt – selbst wenn die Zeit auch schwer ist. Am Ende steht die Herrlichkeit der Gnade und Liebe Gottes, dann werden die Berge meines Lebens voll Milche fließen und mein Leben voll lebendigen Wassers sein – weil die Quelle meines Lebens direkt vom Herrn selbst ist.

In dieser Gewissheit darf ich die kommenden Zeiten ansteuern. Am Ende setzt sich die Herrschaft Gottes in meinem Leben durch.

Dazu auch mehr an anderem Ort. Bis dahin herzliche Grüße, Alsterstewart




1 Kommentar:

  1. Lieber Stew,
    aus eigener Erfahrung und durch meine Tätigkeit im Krankenhaus weiß ich, dass ein gutes Netzwerk durch Angehörige, Freunde und Fachleute wichtig ist.

    Du bist nicht allein. Hole Dir immer Menschen an Deine Seite. So, wie Du es gut vertragen kannst. Das macht den körperlichen und seelischen Schmerz erträglicher.

    Alles Gute 🍀 und herzliche Grüße,

    Cl & Jo

    AntwortenLöschen