Freitag, 17. August 2018


 
Ausnahmsweise verfasse ich hier heute keine neuen Krebsnachrichten, sondern ein paar Gedanken zu dies und das. Es ist eine Ausnahme, das schreibe ich lieber am Anfang des Blogposts, damit sich der geneigte Leser nicht wundert und die Zeit nicht versxchwendet.

Zudem schreibe ich ja auch ein wenig für mich. Die beiden Texte lagen mir auf der Seele. Zudem sind sie eher etwas für Insider mit speziellen Interessen: Kirche und Fantasy.


Kirche


In den letzten Monaten erreichten uns Meldungen aus Chicago, dass ein bekannter christlicher Leiter namens Bill Hybels aus der bekannten Willow Creek Community Church in den Sumpf von sexuellem Missbrauch gekommen ist. Offensichtlich hat die in Amerika sehr rührige #metoo-Bewegung auch im christlichen Milieu Wellen geschlagen. Unziemliche Berührungen, unpassende Bemerkungen, zu lange Küsse und dergleichen werden ihm vorgeworfen. In den letzten Tagen kam eine frühere Mitarbeiterin von ihm mit noch schärferen Vorwürfen.

Ich kann und mag diese Vorwürfe nicht bewerten, aber die Reaktion darauf.

Als ich auf die ersten Vorwürfe hin die Stellungnahme der Willow-Creek-Ältesten gelesen hatte, dachte ich „mal sehen, wie lange sie das durchhalten“. In diesem schneidigen Statement war sinngemäß zu lesen „alle Vorwürfe sind erstunken und erlogen, wir stehen zu unserem Bill“.

Vor etwa zwei Jahren habe ich Bill Hybels selbst als Redner kennengelernt. Er machte auf mich den demütigen, freundlichen und wie man sagt „hingegebenen“ Eindruck eines gestandenen christlichen Pastors. Das ist sein Leitungs-Charisma. Es ist schwer, sich diesen Menschen als unfreundliches Monstrum vorzustellen. Daher hatte ich und habe ich Verständnis dafür, dass seine Ältesten ihr Vertrauen zum Ausdruck brachten.

Nun aber bröckelt die Fassade Hybels weiter und viel Unschönes kommt in Willow Creek auf den Tisch. Das gerade erst eingesetzte Leitungspaar ist zurückgetreten, mittlerweile auch die gesamte Ältestenschaft dieser Gemeinde.

Als ehemaliger Ältester einer Gemeinde habe ich mich gefragt, wie ich mich verhalten hätte, wenn einer meiner Pastoren in ebensolcher Weise angeschuldigt worden wäre wie Hybels. Hätte ich bedingungslos zu ihm gestanden nach dem Motto „alles erstunken und erlogen“ – oder wäre ich weiser vorgegangen? Das Dumme daran ist, dass diese Frage unbeantwortet bleiben muss.

Es ist schwer, nicht mit den Wölfen zu heulen, zu deren Rudel man gehört. Daher bin ich froh, dass ich nicht mehr in dieser Verantwortung stehe.

Etwas anderes macht dieser Fall aber deutlich, ganz gleich, ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder nicht. Die christliche Gemeinschaft, namentlich deren freikirchlicher Teil, lebt auch in der Bewunderung ihrer Stars. Die Stars heißen „Leiter“ oder „Pastoren“. Diese wiederum leben von der Bewunderung durch das christliche Fußvolk. Sie haben Macht erhalten, Macht bekommen und leben in ihrer Machtfülle. Diese Macht kann jeden Leiter und jeden Pastor korrumpieren. Schon wenn er auf die Kanzel steigt und seine Predigt hält übt er Macht aus, kann sich geschmeichelt fühlen vom Applaus der hörenden Gemeinde. Etwas Narzissmus ist immer dabei. Immer. Aus der Macht entsteht Machtbewusstsein und Machtbewusstsein kann zu Grenzüberschreitungen führen. Die verliehene Macht wird missbraucht, um der Eitelkeit Zucker zu geben. Das kann sich in Missbrauch niederschlagen, in Manipulationen oder Suggestionen.

Christen – passt auf Eure Leiter auf!

 

Fantasy

 

Ich habe mich im Urlaub in Sachen Fantasy weitergebildet, mehr war bei 35 Grad im Schatten nicht drin. Das Ergebnis war ein Serien-Marathon „Game of Thrones“, den mir Sky für nicht einmal 5 Euro anbot. Ich darf jetzt nur die Kündigungsfrist nicht verpassen.

Wie immer stellen sich mir ein paar Fragen:

Der Nachtkönig entpuppt sich als die größte Gefahr für Westeros. Aber was treibt ihn eigentlich an? Warum überschwemmt er mit seiner Armee den Kontinent?

Zudem setzt er – wie nahezu alle Fantasy-Schurken – bei der Kampfkraft seiner Truppen auf Masse statt auf Klasse. Als Elitetruppe hat er die Weißen Wanderer, die über leidige Intelligenz verfügen, das Tagesgeschäft des Herummordens und Tötens überlässt seinen Fußtruppen aus lauter längst verstorbenen Wiedergängern. Die Wiedergänger sind nicht gerade mit Intelligenz beglückt und ihr Kampfwert ist mäßig. Die schiere Masse macht´s.

Gelingt es, einen Weißen Wanderer auszuschalten, sind dann die von diesem persönlich wiederbelebten Untoten ebenfalls futsch. Wie dumm für Herrn Nachtkönig.

Ohne die finale Staffel zu kennen wage ich die Prognose: Der Nachtkönig in „Game of Thrones“ wird ein ebensolches Ende nehmen wie sein Amtskollege Sauron in „Herrn der Ringe“. Mit ihm wird dann die ganze dunkle Bedrohung ihr Ende finden.

Ehrlich gesagt frage ich mich, warum der durchaus spannende Plot von „Game of Thrones“ dieses Szenario benötigt. Die Verwicklungen und Machtkämpfe in Westeros und Umzu reichen doch für die Spannung. Am Ende müsste nicht einmal ein Happy End stehen, ich könnte auch damit leben, wenn die zusehends psychopathische böse Königin Cersei die Macht behielte und der strahlende Held Jon Schnee in Gras bisse.

Kommt man ohne die Weißen Wanderer nicht aus, dann ließe ich sie so nach und nach in Westeros einsickern. In bestimmten Szenen hüpften sie dann aus dem Versteck wie ein Kastenteufel und hätten ausreichend Gelegenheit, ihr diabolisches Geschäft zu erledigen. Das wäre übrigens auch gruseliger.

Einige Plots sind mir als gut gemachte Interpretation des realen Zeitgeschehens aufgefallen: Die „Unbefleckten“ bewegen sich durch das aufständige Meereen wie US Marines durch arabische Stadtlabyrinthe. Zeitweise habe ich dabei an „Black Hawk Down“ denken müssen. Die „Söhne der Harpyie“ als aufständische Meereener sind durchaus mit Taliban vergleichbar.

Interessant inszeniert ist die Religionskritik. Generell kommt Religion in „Game of Thrones“ nicht gut weg. Religiöse Fanatiker wie die „Spatzen“ oder die „Roten Priester“ bringen Reiche oder wenigstens aussichtsreiche Thronkandidaten um Macht und Leben. Der „Feuergott“ fordert Rechtschaffenheit und jede Menge (nutzloser) Verbrennungsopfer. Der Bußgang vor den „Spatzen“ gerät zum Fest niederer menschlicher Instinkte. Die religiösen Führer sind entweder korrupt, glauben nicht an das, was sie predigen oder sie bestehen darauf, immer recht zu haben und führen ein „das sagen die Götter“ als Totschlagfloskel auf den Lippen, um schwierigen Fragen aus dem Weg zu gehen.

Kurios ist die Taufe auf den Eiseninseln, bei der zur Ehren des dort verehrten „Ertrunkenen Gottes“ die Täuflinge so lange durch einen Priester unter Wasser gehalten werden, bis der Täufling ertrunken ist. Dann erst wird der Täufling aus dem Wasser geholt.  Kommt er dann ins Leben zurück, ist er ein Eisenmann.  

Ein paar schöne Schnacks aus „Game of Thrones“:

„Was tot ist kann niemals sterben.“
„ Ein Lennister bezahlt seine Schuld.“
„Der Norden vergisst nie.“
„Der Winter ist nah.“
„Halte das Tor!“ – „Hodor.“

 

 

So weit, so gut, Das nächste Mal geht es wieder um essentielle Lebensfragen. ;-)

1 Kommentar:

  1. Diese "Metoo"-Debatte war nötig, keine Frage.Tausende von Leben wurden geschädigt - das ist leider so. Aber nicht jedesmal, wenn ein Chef oder ein Kollege ein anerkennendes Wort zu einer sympathischen Kollegin sagt, ist das eine sexuelle Attacke. Früher nannte man sowas "ein Kompliment". Nicht immer, wenn ein Mann einer Kollegin die Hand auf die Schulter legt, macht er einen unsittlichen Antrag. Einerseits möchten wir Frauen einen offenen Umgangston im Arbeitsumfeld haben, andererseits machen wir Männer verbal zu "Tätern", die es gar nicht sind. Es ist ziemlich leicht, einem Mann "unsittliche" Absichten unterzujubeln. Da kann der sich eigentlich gar nicht wehren. Und warum kommen wir Frauen "aufgerüscht" ins Büro? Warum schminken wir uns und ziehen Highheels an, auf denen wir eh nur rumeiern?Irgendwie ist diese Diskussion aus dem Ruder gelaufen. Missbrauch muss angezeigt werden. Ja. Nette Komplimente, selbst wenn sie mit einer Essenseinladung verbunden sind, kann man als Frau auch nett ablehnen. So sind wir "Karrierefrauen" jahrzehntelang durch die Arbeitswelt gekommen.

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