Ausnahmsweise verfasse ich hier heute keine neuen
Krebsnachrichten, sondern ein paar Gedanken zu dies und das. Es ist eine
Ausnahme, das schreibe ich lieber am Anfang des Blogposts, damit sich der
geneigte Leser nicht wundert und die Zeit nicht versxchwendet.
Zudem schreibe ich ja auch ein wenig für mich. Die beiden
Texte lagen mir auf der Seele. Zudem sind sie eher etwas für Insider mit
speziellen Interessen: Kirche und Fantasy.
Kirche
In den letzten Monaten erreichten uns Meldungen aus Chicago,
dass ein bekannter christlicher Leiter namens Bill Hybels aus der bekannten Willow
Creek Community Church in den Sumpf von sexuellem Missbrauch gekommen ist.
Offensichtlich hat die in Amerika sehr rührige #metoo-Bewegung auch im
christlichen Milieu Wellen geschlagen. Unziemliche Berührungen, unpassende
Bemerkungen, zu lange Küsse und dergleichen werden ihm vorgeworfen. In den
letzten Tagen kam eine frühere Mitarbeiterin von ihm mit noch schärferen
Vorwürfen.
Ich kann und mag diese Vorwürfe nicht bewerten, aber die
Reaktion darauf.
Als ich auf die ersten Vorwürfe hin die Stellungnahme der
Willow-Creek-Ältesten gelesen hatte, dachte ich „mal sehen, wie lange sie das
durchhalten“. In diesem schneidigen Statement war sinngemäß zu lesen „alle
Vorwürfe sind erstunken und erlogen, wir stehen zu unserem Bill“.
Vor etwa zwei Jahren habe ich Bill Hybels selbst als Redner
kennengelernt. Er machte auf mich den demütigen, freundlichen und wie man sagt
„hingegebenen“ Eindruck eines gestandenen christlichen Pastors. Das ist sein
Leitungs-Charisma. Es ist schwer, sich diesen Menschen als unfreundliches Monstrum
vorzustellen. Daher hatte ich und habe ich Verständnis dafür, dass seine
Ältesten ihr Vertrauen zum Ausdruck brachten.
Nun aber bröckelt die Fassade Hybels weiter und viel
Unschönes kommt in Willow Creek auf den Tisch. Das gerade erst eingesetzte
Leitungspaar ist zurückgetreten, mittlerweile auch die gesamte Ältestenschaft
dieser Gemeinde.
Als ehemaliger Ältester einer Gemeinde habe ich mich
gefragt, wie ich mich verhalten hätte, wenn einer meiner Pastoren in
ebensolcher Weise angeschuldigt worden wäre wie Hybels. Hätte ich bedingungslos
zu ihm gestanden nach dem Motto „alles erstunken und erlogen“ – oder wäre ich
weiser vorgegangen? Das Dumme daran ist, dass diese Frage unbeantwortet bleiben
muss.
Es ist schwer, nicht mit den Wölfen zu heulen, zu deren
Rudel man gehört. Daher bin ich froh, dass ich nicht mehr in dieser
Verantwortung stehe.
Etwas anderes macht dieser Fall aber deutlich, ganz gleich,
ob an den Vorwürfen etwas dran ist oder nicht. Die christliche Gemeinschaft,
namentlich deren freikirchlicher Teil, lebt auch in der Bewunderung ihrer
Stars. Die Stars heißen „Leiter“ oder „Pastoren“. Diese wiederum leben von der
Bewunderung durch das christliche Fußvolk. Sie haben Macht erhalten, Macht
bekommen und leben in ihrer Machtfülle. Diese Macht kann jeden Leiter und jeden
Pastor korrumpieren. Schon wenn er auf die Kanzel steigt und seine Predigt hält
übt er Macht aus, kann sich geschmeichelt fühlen vom Applaus der hörenden
Gemeinde. Etwas Narzissmus ist immer dabei. Immer. Aus der Macht entsteht
Machtbewusstsein und Machtbewusstsein kann zu Grenzüberschreitungen führen. Die
verliehene Macht wird missbraucht, um der Eitelkeit Zucker zu geben. Das kann
sich in Missbrauch niederschlagen, in Manipulationen oder Suggestionen.
Christen – passt auf Eure Leiter auf!
Fantasy
Ich habe mich im Urlaub in Sachen Fantasy weitergebildet,
mehr war bei 35 Grad im Schatten nicht drin. Das Ergebnis war ein
Serien-Marathon „Game of Thrones“, den mir Sky für nicht einmal 5 Euro anbot.
Ich darf jetzt nur die Kündigungsfrist nicht verpassen.
Wie immer stellen sich mir ein paar Fragen:
Der Nachtkönig entpuppt sich als die größte Gefahr für
Westeros. Aber was treibt ihn eigentlich an? Warum überschwemmt er mit seiner
Armee den Kontinent?
Zudem setzt er – wie nahezu alle Fantasy-Schurken – bei der
Kampfkraft seiner Truppen auf Masse statt auf Klasse. Als Elitetruppe hat er
die Weißen Wanderer, die über leidige Intelligenz verfügen, das Tagesgeschäft
des Herummordens und Tötens überlässt seinen Fußtruppen aus lauter längst
verstorbenen Wiedergängern. Die Wiedergänger sind nicht gerade mit Intelligenz
beglückt und ihr Kampfwert ist mäßig. Die schiere Masse macht´s.
Gelingt es, einen Weißen Wanderer auszuschalten, sind dann
die von diesem persönlich wiederbelebten Untoten ebenfalls futsch. Wie dumm für
Herrn Nachtkönig.
Ohne die finale Staffel zu kennen wage ich die Prognose: Der
Nachtkönig in „Game of Thrones“ wird ein ebensolches Ende nehmen wie sein
Amtskollege Sauron in „Herrn der Ringe“. Mit ihm wird dann die ganze dunkle
Bedrohung ihr Ende finden.
Ehrlich gesagt frage ich mich, warum der durchaus spannende
Plot von „Game of Thrones“ dieses Szenario benötigt. Die Verwicklungen und
Machtkämpfe in Westeros und Umzu reichen doch für die Spannung. Am Ende müsste
nicht einmal ein Happy End stehen, ich könnte auch damit leben, wenn die
zusehends psychopathische böse Königin Cersei die Macht behielte und der
strahlende Held Jon Schnee in Gras bisse.
Kommt man ohne die Weißen Wanderer nicht aus, dann ließe ich
sie so nach und nach in Westeros einsickern. In bestimmten Szenen hüpften sie
dann aus dem Versteck wie ein Kastenteufel und hätten ausreichend Gelegenheit,
ihr diabolisches Geschäft zu erledigen. Das wäre übrigens auch gruseliger.
Einige Plots sind mir als gut gemachte Interpretation des
realen Zeitgeschehens aufgefallen: Die „Unbefleckten“ bewegen sich durch das
aufständige Meereen wie US Marines durch arabische Stadtlabyrinthe. Zeitweise
habe ich dabei an „Black Hawk Down“ denken müssen. Die „Söhne der Harpyie“ als
aufständische Meereener sind durchaus mit Taliban vergleichbar.
Interessant inszeniert ist die Religionskritik. Generell
kommt Religion in „Game of Thrones“ nicht gut weg. Religiöse Fanatiker wie die
„Spatzen“ oder die „Roten Priester“ bringen Reiche oder wenigstens
aussichtsreiche Thronkandidaten um Macht und Leben. Der „Feuergott“ fordert
Rechtschaffenheit und jede Menge (nutzloser) Verbrennungsopfer. Der Bußgang vor
den „Spatzen“ gerät zum Fest niederer menschlicher Instinkte. Die religiösen
Führer sind entweder korrupt, glauben nicht an das, was sie predigen oder sie
bestehen darauf, immer recht zu haben und führen ein „das sagen die Götter“ als
Totschlagfloskel auf den Lippen, um schwierigen Fragen aus dem Weg zu gehen.
Kurios ist die Taufe auf den Eiseninseln, bei der zur Ehren
des dort verehrten „Ertrunkenen Gottes“ die Täuflinge so lange durch einen
Priester unter Wasser gehalten werden, bis der Täufling ertrunken ist. Dann
erst wird der Täufling aus dem Wasser geholt. Kommt er dann ins Leben zurück, ist er ein
Eisenmann.
Ein paar schöne Schnacks aus „Game of Thrones“:
„Was tot ist kann niemals sterben.“
„ Ein Lennister bezahlt seine Schuld.“
„Der Norden vergisst nie.“
„Der Winter ist nah.“
„Halte das Tor!“ – „Hodor.“
„Was tot ist kann niemals sterben.“
„ Ein Lennister bezahlt seine Schuld.“
„Der Norden vergisst nie.“
„Der Winter ist nah.“
„Halte das Tor!“ – „Hodor.“
So weit, so gut, Das nächste Mal geht es wieder um
essentielle Lebensfragen. ;-)
Diese "Metoo"-Debatte war nötig, keine Frage.Tausende von Leben wurden geschädigt - das ist leider so. Aber nicht jedesmal, wenn ein Chef oder ein Kollege ein anerkennendes Wort zu einer sympathischen Kollegin sagt, ist das eine sexuelle Attacke. Früher nannte man sowas "ein Kompliment". Nicht immer, wenn ein Mann einer Kollegin die Hand auf die Schulter legt, macht er einen unsittlichen Antrag. Einerseits möchten wir Frauen einen offenen Umgangston im Arbeitsumfeld haben, andererseits machen wir Männer verbal zu "Tätern", die es gar nicht sind. Es ist ziemlich leicht, einem Mann "unsittliche" Absichten unterzujubeln. Da kann der sich eigentlich gar nicht wehren. Und warum kommen wir Frauen "aufgerüscht" ins Büro? Warum schminken wir uns und ziehen Highheels an, auf denen wir eh nur rumeiern?Irgendwie ist diese Diskussion aus dem Ruder gelaufen. Missbrauch muss angezeigt werden. Ja. Nette Komplimente, selbst wenn sie mit einer Essenseinladung verbunden sind, kann man als Frau auch nett ablehnen. So sind wir "Karrierefrauen" jahrzehntelang durch die Arbeitswelt gekommen.
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