Tag 20/1 – 1. Teil
Seit gestern arbeite ich wieder. Jedenfalls fahre ich jeden
Morgen an meinen Arbeitsplatz und abends wieder nach Hause. Dazwischen versuche
ich, meinen Pflichten nachzugehen soweit das möglich ist. Dabei machten mir
gestern und dann leider auch heute das starke Zittern zu schaffen. Warum zittere
ich? Aber es tat mir gestern sehr gut, endlich wieder einen halbwegs geordneten
Alltagsablauf zu haben. Das gute Wetter tat ein Übriges, damit es mir richtig
gut ging.
Spätestens am Freitag ist das wieder vorbei. Da habe ich ein
Stelldichein im UKE.
Gestern Abend habe ich einige Selbsthilfeforen für meine
Erkrankung entdeckt. Und heute noch einige dazu. Wer schreibt denn da? Was sind
das für Fälle? Wo gibt es Gemeinsamkeiten? Wo gibt es Unterschiede? Einige leben
seit 15 Jahre mit derselben Krankheit wie ich, andere wiederum sind
mittlerweile verstorben. Und ich durfte erfahren, dass die Forschung
tatsächlich seit 15 Jahren Fortschritte gemacht hat. Anfang des Jahrtausends
und davor wäre die Lebenserwartung gerade mal noch 2-3 Jahre gewesen. Das hat sich offenbar deutlich zum Besseren verändert.
Und doch haben mich die verschiedenen Stimmen tief berührt,
auch aufgewühlt. Sie berichten vom Auf und Ab in der Krankheit, von ruhigen
Phasen, die durchaus mehrere Jahre anhalten können, und von stürmischen Zeiten,
die Monate andauern können und immer wieder kommen. REZIDIVE.
OK, ich gebe nun den Namen meiner Krankheit preis: Multiples
Myelom, umgangssprachlich auch Knochenmarkkrebs genannt. Und das mag auch
erläutern, warum es bei mir mit einer Ruckzuck-OP nicht getan ist. Dieser K
steckt tief in mir drin.
Die Berichte aus den Foren haben mich teils ermutigt. Ja, da
geht es vielen so wie mir. Rund 6000 bis 8000 Fälle gibt es jährlich neu in
Deutschland. Aber manche erschrecken, schocken mich, ziehen mich auch herunter.
Die Frage ist immer: Wird es mir ebenso gehen wie denen? Oder wenigstens
ähnlich? Und was ist mit den 2-3 Jahren? Und den Rezidiven? Wie sieht das Leben
aus – nach dieser Therapie?
Heute habe ich Kopfschmerzen. Ist das schon etwas mit der
Erkrankung? Mache ich alles richtig? Handle ich so, wie es dem Therapierplan
entspricht? Es gibt so viele Zweifel.
Die Sonne scheint. Heute fühle ich mich leicht geknickt.
Trübe Gedanken an einem hellen Tag.
Heute Abend mehr.
Lieber Stefan - das Eine ist eine Erkrankung mit dem Namen XYZ. Aber wir haben einen Gott, der Gebet erhört. Jedenfalls betet schon mal der Seniorenkreis für Dich, aber gewiss auch viele, viele andere. Sollte das Gott gar nichts bedeuten?Nein, das glaube ich nicht. Klingt schon mal gut: 15 Jahre ...und bis dahin ist die Forschung Meilenschritte gegangen. Deine Lehmanns
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