Samstag, 18. Februar 2017


Tag 2/2

 Nur ein kurzer Text:

Der zweite Zyklus hat gestern angefangen. Und – o Wunder – ich habe die gestrige Infusion gut durchgestanden. Der Blutdruck blieb stabil auf akzeptablem Niveau, das war mir sehr wichtig. Und das Drumherum stimmte auch so weit. „Die Werte sind immer noch sehr gut“ sagte meine Ärztin. Was sie genau damit meinte, erschließt sich mir nicht. Leider wurde mir in den letzten Tagen sehr bewusst, dass MM eine ausgesprochen bedrohliche Krankheit ist, mir der nicht zu spaßen ist und die immer wieder durchkommen kann.

Aber was heißt das schon? Ich sehe einer Karriere als chronisch Kranker entgegen. Ehrlich: Damit muss ich mich wohl abfinden. Andere Menschen erkranken – auch in meinem Alter und darunter – ebenfalls an chronischen Krankheiten, die immer wieder auftauchen können und die ausgesprochen bedrohlich sind. Es muss nicht immer Krebs sein, es kann auch MS, Asthma, Zucker, Hepatitis, Herzerkrankungen, psychische Erkrankungen und sonstiger Mist sein.

Tröstet mich das? Nein. Aber ich weiß: Ich bin mit meinem Leiden nicht allein.

Abgesehen davon: Alles paletti, Stefan?

Nein.

Am Mittwoch bekam ich starke Schmerzen im rechten Fuß, leider im Fersenbereich. Seit dem Jahr 2000 laboriere ich an Fersenspornen links und rechts, die sich immer wieder in schmerzhaften Intervallen gezeigt haben, aber sich im Wesentlichen seit fünf Jahren weitgehend zurückgezogen hatten. Sie sind immer noch da, schmerzen aber kaum und selten. Doch nun, mitten in der Krebstherapie, taucht mit einem Mal dieser Schmerz auf, rechts, an der Ferse. Ich war geschockt, er zog sich auch nicht zurück. Alle Erinnerungen an den Sporn waren angetriggert. Jeder Schritt mit rechts eine Qual und ich weiß aus Erfahrung, dass die Vermeidungshaltung den linken Fuß belastet, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, wann sich auch dort der Schmerz zeigt.

Meine Ärztin meinte gestern: „Sehnenentzündung im Fersenbereich. Das kann eine Nebenwirkung von Revlimid sein.“ Revlimid ist ein zentrales Medikament meiner Therapie. „Wenn es gar nicht mehr geht, dann müssen wir es wohl absetzen.“ Aber. Wie geht meine Therapie dann weiter? Es gibt andere Medikamente, aber dann wäre ich wohl raus aus der Studie.

Mist.



Ich gebe aber hier nicht auf. Nein. Ich mache weiter. Und ich beginne, den Entzündungshemmer Kortison endlich als Verbündeten zu begreifen. Schmerzmittel her zu mir! Und vielleicht habe ich meinem Körper die letzten Wochen zu viel zugemutet: Ausgedehnte Spaziergänge. Schnelles Gehen. Alles für das Gedeihen einer Entzündung der Sehnen förderlich.

Nicht aufgeben heißt nun: Entzündung eindämmen mit Bordmitteln. Schonen. Zurücknehmen. Schmerzmittel nehmen. Mutig sein und ab und zu den rechten Fuß belasten. Weise sein und den linken Fuß nicht zu sehr beanspruchen. Sensibel sein für die Signale des Körpers.

Und: Den Stolz über Bord werfen und Hilfe in Anspruch nehmen- Nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele.

Alles Gute, Alsterstewart

PS: Bitte betet dafür, dass die Schmerzen im Fuß wieder verschwinden und ich die Therapie fortsetzen kann.

















1 Kommentar:

  1. Ach Stefan, nee, nun auch noch dieses. Schmerzen im Fuss kennt ja fast jeder über 30. Meistens lässt sich das gut behandeln. Ob es direkt mit dem Medikament zu tun hat, weiss man ja nicht wirklich.Ich glaub, du hast auch einige Spaziergänge unternommen, oder? Das würdest du ja in einer normalen Arbeitswoche gar nicht gemacht haben. Wir werden das auch noch speziell ins Gebet nehmen. Es ist ja auch immer noch kalt draussen, das soll man nicht unterschätzen. Die Muskeln sind nicht "gemütlich".
    Lieben Gruss Deine Lehmanns

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