Mittwoch, 15. Februar 2017


Tag 20/1 – 2. Teil

Der Tag ist nicht besser geworden. Es gibt in dieser Zeit halt so Tage, die werden nicht besser. Da heißt es dann „Zähne zusammenbeißen und durch“. Es gibt ja auch keinen Weg zurück.



Struktur

Ich brauche eine feste Struktur, an der ich mich festhalten kann. In den letzten Wochen hatte mein Alltag die gewohnte Struktur nicht mehr. Es tat mir daher gut, dass ich gestern und eigentlich auch heute wieder eine feste Struktur hatte. Morgens zur Arbeit, abends zurück. Am Arbeitsplatz in Quickborn war ich zudem stundenlang von meiner Krankheit abgelenkt und durfte mir endlich Gedanken über andere Fragen machen.

Freilich: Ich merke schon, dass es in der Firma anders läuft als gewohnt. Von bestimmten Diensten bin ich ausgeplant worden. Einige Fragen werden mir nicht mehr gestellt. Projekte, an denen ich mich beteiligen sollte, laufen nun ohne mich.

Ist das schlimm? Bist Du so wichtig?

Ach, darum geht es nicht. Ich brauche eben Struktur und bin mit dieser ziemlich plötzlichen Umstellung meines Lebens überfordert. Der Boden, auf dem ich meine Füße gesetzt habe, scheint schwankend zu sein, löst sich allmählich auf und wird – breiig. Strukturlos. Chaotisch. Unplanbar.

Ausblick am Meer



Die Stimmen aus den Blogs

Ich habe heute ein paar Blogs überflogen, in denen Menschen von ihren Erfahrungen mit der Krankheit berichten. Einiges davon habe ich bereits skizziert. Nachdem ich einiges nun gelesen habe frage ich mich, was mir das bringt. Ich bin mit meinem Schicksal nicht allein, jeden Tag bekommen Menschen diese Diagnose – und sie trifft sie immer wieder am falschen Platz, so wie bei mir. Manche hatten bereits Beschwerden, manche wiederum wurden bei Routineuntersuchungen unangenehm überrascht. „Oh, diese Schmerzen – das ist eine Verspannung“ habe ich gelesen. Das war also so ähnlich wie bei mir.

Und dann: Odysseen an Therapien, Reha-Maßnahmen, Rezidiven und Medikamente, Bestrahlungen, Medikamente…. Was machen die Menschen alle durch?

Aber: Dies hier ist MEINE Geschichte! Wie bereits in dem Text mit den Mauern geschildert: Ich muss über die Mauern steigen, das kann niemand anders für mich erledigen. Und meine Mauer ist meine Mauer. Ich darf lernen, wie andere es über ihre Mauern geschafft haben. Aber ihre Mauern sind ihre Mauern und ihre Geschichte ist ihre Geschichte.

Daher bin ich skeptisch, was den Austausch mit anderen Erkrankten angeht. Mich schreckt, was andere durchmachen und denke: Das steht mir also bevor. Und wenn es bei anderen gut geht, dann denke ich: Bei mir läuft es bestimmt nicht so gut. Also: Ich nicht reif dazu, mich mit anderen Erkrankten über diese Krankheit namens MM auszutauschen.

Aber Hilfe. Die brauche ich. Der mächtigste Gegner, mit dem ich es zur Zeit zu tun habe, ist mein Seelenleben, meine Psyche. Aus den Abgründen meiner Seele steigen ohne Unterlass unangenehme Dämpfe empor. Herr K greift sich nicht nur meinen Körper, er greift sich auch meine Seele.

NEIN!

Meine Seele kriegst Du nicht.

Meine Hilfe kommt von dem HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen; und der dich behütet schläft nicht.… Psalm 121:2-3

Alles Liebe, Alsterstewart

2 Kommentare:

  1. Lieber Stefan Du kennst doch meine Geschichte mit der Henne Berta, die vor einem Drahtzaun steht und einen Wurm hinter dem Zaun sieht. Hoch fliegen kann sie nicht. Tief buddeln auch nicht. Sie könnte drum herum laufen, aber sie sieht nicht, daß der Zaun ein Ende hat, weil sie zu dicht am Zaun dran steht. Ich bin gewiss, daß auch Dein Zaun ein Ende hat - Du siehst es nur grad nicht. Es ist ja auch ein längerer Zaun, leider. Wir Beter geben nicht auf - wenn du müde bist, machen wir weiter. Irgendeiner von uns ist bestimmt noch wach. Deine Lehmanns

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  2. weiterhin: ganz viel kraft, Du bist ein überwinder!

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